NS-Psychiatrie und die Opfer - Gedenken in Niedersachsen   

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Stand 19.09.2007

Mahnmal Königslutter  Texte zur Ausstellung

 

   Einleitungstext der Ausstellung   

NS-Psychiatrie und die Opfer - Gedenken in Niedersachsen

Gedenken - Andenken - Erinnern. Wie kann dies angemessen für die Opfer der nationalsozialistischen Psychiatrie in Niedersachsen geschehen? Seit etwa fünf Jahren gibt es eine Reihe von Initiativen, Gedenkorten, Mahnmalen und Gedenkstätten zu diesem nicht einfachen Thema. Die Gedenkstätten liegen im Bereich der Landeskrankenhäuser in Niedersachsen, was zeigt, dass sich eine offene Umgehensweise durchgesetzt hat. Und dies an Orten, wo im Zweiten Weltkrieg ein Teil der Patienten Opfer des NS-Rassenwahns wurde. Ein staatlich organisierter Massenmord, der in seinen bürokratischen Formen noch heute kaum zu verstehen ist.

Die Ausstellung zeigt, wie heute mit der Erinnerung, dem Andenken und Gedenken an und für die Opfer umgegangen wird. Als Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur, die unser moralisches und politisches Denken für die Gegenwart und Zukunft fordert. Dazu gehören künstlerisch anspruchsvolle Mahnmale und umfassende Dauerausstellungen in Räumen von Gedenkstätten.

Die Ausstellung versteht sich als Beitrag zur Gedenkstättenarbeit. Vertreten sind: Göttingen Hildesheim, Königslutter, Lüneburg, Oldenburg/Wehnen, Osnabrück und Wunstorf. Der Autor der Ausstellung ist Dr. Raimond Reiter (Bildungs- und Gedenkstätte Lüneburg), der eine Reihe von Veröffentlichungen auch zur Psychiatrie im "Dritten Reich" vorgelegt hat. Ein herzlicher Dank geht an alle, die dieses Projekt möglich gemacht haben.

Zum historischen Verständnis

Wer die Psychiatrie und die Behandlung der geistig und körperlich Kranken im "Dritten Reich" nachvollziehen will, muss das Menschenbild der Nationalsozialisten berücksichtigen. Es war eine Mischung aus einer rassistischen Idealisierung, einer Zerstörung aller christlichen und humanistischen Werte und einer in die Praxis gesetzten Menschenverachtung. In ihr wurde auch das Leben der Patientinnen und Patienten nach ökonomischen Kriterien beurteilt.

Erschreckend war nicht nur das nihilistische "Neuheidentum" der Nationalsozialisten, sondern aus heutiger Sicht auch, dass viele Beamte, Staatsmänner, Anstaltsdirektoren und Ärzte mittaten an der Errichtung und dem Ausbau einer totalitären Diktatur, in der es kein Mitleid, keine Nächstenliebe und keine Fürsorge mehr für die Personen geben sollte, die krank und arbeitsunfähig waren.  Etwa 70.000 Anstaltspatienten wurden in den ersten Kriegsjahren in der Psychiatrie Opfer der so genannten "T4"-Aktion, es folgten bis Kriegsende hunderttausende, darunter auch mehrere tausend Kinder. Der Massenmord an Anstaltspatienten reiht sich historisch ein in den Holocaust und andere Verbrechen der NS-Herrschaft. 

 

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